Sochined Wirkstroem, der Kämpfer

Sochined Wirkstroem, der Kämpfer

Geboren vor etwas mehr als 43 Sommern, oder Frühlingen, je nach Wetterlage, als jüngster Bruder und armes Schwein. Auf meine jungen Jahre im Familienkreis möchte ich nicht näher eingehen. Wer meine Brüder kennt, weiß warum. Vielmehr dürfte für den werten Leser von Interesse sein, dass ich mich eines Tages im Spätsommer spontan entschloss, eine Lehrstelle anzunehmen. Ich wusste zwar noch nicht, welche, aber sie sollte weit weg sein. Und so machte ich mich auf den Weg, zu lernen. Damals war ich gerade 12 Jahre alt.

Nun ist eine Eigenheit des Spätsommers, dass der Herbst ihm folgt, und irgendwann bemerkte ich den Fehler mangelhafter Planung. Völlig durchgefroren und am Ende meiner Kräfte wurde ich am Morgens am Wegesrand von einer Schar Männer aufgegriffen, die beschlossen sich meiner anzunehmen. Dabei handelte es sich um einen ziemlich durchschnittlichen Söldnerhaufen, dessen einzige Besonderheit es war, am Abend vor der Schlacht Fackeln zu schwingen, um sich Mut zu machen und dem Feind Furcht einzujagen. Dazu führten sie irrwitzige Tänze und Kombinationen, Scheingefechte und halbe Schlachten auf, dass einem der Atem stockte. Meistens hat es geholfen. Diese rauen Söldner hatten ein weiches Herz und beschlossen, mich nicht mehr gehen zu lassen. So hatte ich also meine Lehrstelle gefunden. Ich zog mit ihnen durch die Lande, von einem Schlachtfeld zum nächsten, ich lernte, was nötig war zu überleben: Reden und Laufen. Naja, und ein wenig Waffenkunst, man weiß ja nie.

Gekämpft haben wir nur selten, meistens waren wir die "Reserve" oder so was. Aber man hat mir viel über den Umgang mit allerlei Waffen erzählt. Vielleicht habe ich deswegen von Zeit zu Zeit ein Nachholbedürfnis, was das Kämpfen angeht...

Irgendwann hab ich mal angefangen, kaputte Sachen zu reparieren, Kleidung hauptsächlich, aber auch Kettenhemden. Ich bin zwar nicht der Schnellste darin, aber in dieser Arbeit finde ich Ruhe und Ablenkung. Meine Brüder wissen, wovon. Zudem gehört es zu den Aufgaben eines Kämpfers, für seine Rüstung zu sorgen.

Ich weiß nicht mehr genau, wie es kam. Wir waren in einem der unzähligen Kriegsgebiete und hatten uns noch nicht für eine Partei entschieden. In einem Bogen am Waldrand hatten wir unser Lager aufgeschlagen, keine Zelte, wir wollten früh weiter. Der Morgennebel hing in Fetzen über den Wiesen am Fluss entlang. Die Schar hatte eben begonnen, den Marsch vorzubereiten, als die ersten Pfeile surrten. Die Ersten unserer Männer fielen schon tot zu Boden, als wir die Pferde um die Ecke kommen hörten. Die Überraschung war total. Wer von uns zu den Waffen griff, wurde niedergemacht, von Pfeilen durchbohrt oder von den Lanzen der Reiter aufgespießt. Mir gelang es, den Wald zu erreichen. In einem Anflug von Mut dachte ich daran, mein Schwert zu ziehen und meine Kameraden zu unterstützen. Aber als ich mich umsah, wurde mir bewusst, dass alle tot sein mussten. Ich rannte noch ein Stück weiter in den Wald und versteckte mich unter einem Haufen dichter Äste. Die Angreifer suchten die Umgebung nur halbherzig ab, sie waren sich ihres Triumphes sehr sicher. Da sie keine Wappenröcke trugen, weiß ich bis heute nicht, wer mich meiner Freunde, denn das waren die Söldner für mich, beraubt hat.

Sie warfen die Leichen auf einen Haufen und verbrannten sie an Ort und Stelle. Das Gepäck luden sie auf unsere Karren und führten die Pferde fort. Für mich blieb kaum mehr als was ich auf dem Leibe trug. Kleidung, ein Schwert und meine Fackeln.
Still nahm ich Abschied, für immer geprägt.

Ich zog noch einige Zeit kreuz und quer durch viele Lande, aber getroffen von den Ereignissen bekam ich kaum etwas davon mit. Ich hielt mich mit kleinen Diebstählen und anderen Arbeiten gerade so über Wasser und tat mal dies und das, ohne eine Erinnerung daran zu haben.

Ich verarbeitet den Schock nur langsam. Doch eines Tages drang in einer Kleinstadt irgendwo im Nirgendwo der Aufruf in mein Bewusstsein, es würden Recken gesucht, nach einer Insel Astarika zu reisen, um dort eine Arena einzuweihen.
Ich fühlte mich wie der Mann, der nackt in einen Kaktus gesprungen war, und machte mich auf den Weg zur nächsten Hafenstadt, um diese Insel zu erreichen. Dort traf ich meine Brüder. Klingt komisch, ist aber so.

Mama war gestorben, wie ich erst dort erfuhr. Über die genaueren Umstände konnte ich noch nichts in Erfahrung bringen, meine Brüder wollen mich schonen.
Und nachdem schließlich irgendjemand auf sie aufpassen muss und ich alles kann, was sie nicht können, nimmt das Schicksal nun seinen Lauf.
Blöd.

Leider ist der aktueller Aufenthaltsort von Bruder Sochined unbekannt.